Wenn ich gefragt werde: „Wie bist du zum Schreiben gekommen?“, antworte ich: „Die Idee kam mir unter der Dusche.“ Dies sorgt dann für Belustigung oder Verstörung. Tatsache ist jedoch, dass ich die besten Einfälle unter der Dusche habe. Eine davon war die eines plötzlich HIV-Infizierten Mannes, der seine Frau nie betrogen hat. Auch die Frau bekräftigte, sie hätte keinen Seitensprung gehabt. Bis zu diesem Befund war ihre Ehe glücklich gewesen, doch das Misstrauen gesät. Ich wusste selbst nicht, wie sich der Mann plötzlich infiziert haben kann, aber genau diese Aufregung ließ mich nicht mehr los. Dieser Zustand ist wie ein Liebesrausch. Ich kann an nichts Anderes mehr denken. Ich will dieses Gefühl für immer behalten.
„Darüber müsste man ein Buch schreiben“, diese Bemerkung kennt jeder oder hat jeder schon einmal gesagt. Ich erhielt zur Antwort: „Dann tu es doch!“ Seither ist meine Fantasie leinenlos und in ständiger Bewegung. Ich fahre die Antennen aus, klappte die Ohren auf und sauge alles auf, was interessant ist. Zu jedem der mir begegnet, fällt mir ein Thema ein. Etwas Lustiges, Trauriges, Gewalttätiges, Gruseliges, Geheimnisvolles, usw. Es ist von allem etwas dabei.
Zu dieser Zeit arbeitete ich in einem Speditionsbüro und wohnte mit meinem Lebensgefährten und unseren vier Kindern zusammen. Meine Freude am Schreiben hielt an und das Schild: „Bitte nicht stören, bin im Schreibfluss“, hing immer öfter an meiner Tür. Jedem, der meine Geschichten hören wollte, las ich mit Begeisterung vor. Mein Lebensgefährte (mittlerer Weile wundervoller Ehemann) nannte meine Texte des Öfteren sehr blumig. Hä? Blumig? Sitze ich in einer Wiese? Meine Freundin reagierte anders auf meine Texte. Sie setzte ihr bezauberndes Lächeln auf und sagte: Nette Geschichte, dann wechselte sie das Thema. (Wir wissen alle, was nett bedeutet, oder? Falls nicht, schick mir eine Nachricht). Da ich nicht gefühlskalt bin, spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Aber was? Ich suchte die Antwort im Netz und entdeckte die „Schule des Schreibens“.